Marie Sand

Kaum ein Zitat begleitet mich während des Schreibens mehr als jenes von Franz Kafka. Er warf es vor rund einhundertzwanzig Jahren aufs Briefpapier:

„Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Marie Sand

Marie Sand - Autorin

Liebe Leserinnen und Leser, ich will Worte für ein Buch finden, sie wringen, stoßen, ich will sie flattern, zittern, perlen lassen, will sie dicht setzen und ihnen doch Raum geben, um zu atmen, denn nur Worte geben einer Geschichte die Tiefe, nur durch Worte kommen Figuren für eine Weile im Leben an.

Auf dieser Strecke von dreihundert Seiten liebe und leide ich mit meinen Figuren. Da mag es Wut und Angst und Hoffnung geben, ein Lachen dazwischen, vielleicht eine Träne. Was immer kommt, wir durchschreiben gemeinsam die Zeit. Und wir laufen auf den Zeilen, halten einander, bevor wir fallen, bevor der Schlusspunkt uns trennt.

Es mag jeder Autor, jede Autorin eine eigene Art haben, das „gefrorene Meer“ zu durchschlagen. Ich jedenfalls drehe einen Rocksong auf, so laut, dass die Bässe dröhnen, die Wände zu kippen scheinen – und tanze die Worte aus den Gedanken in den Raum und dann aufs Blatt.

Ich schreibe, weil ich es liebe. Ich kann nicht anders.